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(c) Bethel Fath / GLL e.V.
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Die Haus- und Hofgemeinschaftin München-Ludwigsfeld

Zwischen Rückzug, Remmidemmi und Reiterhof

Autorin: Lena Stephan

Ein großes Mehrfamilienhaus von Gemeinsam Leben Lernen e.V. im Westen von München bietet Raum für die Haus- und Hofgemeinschaft. 19 Personen leben dort in Single-, Paar- und Familienappartements. Hinzu kommt für die Gemeimeinschaft ein großzügiger Ess- und Wohnbereich, ein Gästeappartement, eine Waschküche und ein großer Garten mit Terrasse. Dort ist Platz für das alltägliche Zusammenleben und Freizeit, ganz nach den Bedarfen der Bewohner:innen.

Die Bewohner:innen ohne Behinderung verpflichten sich dazu, eine gewisse Anzahl an Stunden pro Monat im Haus zu arbeiten und Assistenz anzubieten. Dafür erhalten sie eine Ermäßigung des Mietpreises. Die Bewohner:innen mit Behinderung helfen im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit. Die Leitung der Gemeinschaft übernimmt eine sozialpädagogische Fachkraft, die im Regelfall durch eine Person im Freiwilligendienst (FSJ/BFD) unterstützt wird.

Die Hofgemeinschaft entsteht durch die unmittelbare Nähe weiterer Gebäude zum inklusiven Wohnhaus. Die nebenstehenden Gebäude sind an Familien vermietet. Außerdem befindet sich eine Pferdekoppel mit Reittherapie, eine Inobhutnahmestelle sowie ein Wohnheim für Kinder und Jugendliche auf dem Gelände.

Video über das Wohnprojekt

Portrait von den Eltern Nadja und Fridolin mit ihrem Kleinkind Fiete auf dem Arm
© F. Sack

„Die Mischung aus Gruppe und Privatsphäre ist für uns als Familie ideal. Wir haben viele motivierte Babysitter im Haus und müssen nicht jeden Abend kochen. Wenn es uns oder den anderen zu viel wird, gehen wir in unsere eigene Wohnung.“

Nadja, Fridolin und Fiete Sack

aus der inklusiven Haus- und Hofgemeinschaft von Gemeinsam Leben Lernen e.V. in Ludwigsfeld

Die wichtigsten Fakten im Überblick:

Träger

Gemeinsam Leben Lernen e.V.

Ort

Ludwigsfeld bei München

Entwicklungszeitraum

2018 - 2020

Bewohnerschaft

19 Bewohner:innen

6 Personen mit einer sogenannten geistigen Behinderung oder Mehrfachbehinderung

Singles, Paare und Familien

Bewohner:innen sind 0 - 56 Jahre alt

Wohnraum

11 Wohnungen

Gemeinschaftswohn- und essbereich, ein Gästeappartement, eine Gästetoiltette, ein Waschraum, eine Gaderobe und ein großer Garten

Ca. 675 m²

Besonderheiten

Jede Wohnung hat eine eigene Küche und Bad

Kinder wachsen in einer Gemeinschaft auf

Fragen und Antworten

Wie ist das Projekt entstanden?
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Das Projekt ist als weitere Ergänzung zu den bereits bestehenden inklusiven Wohngemeinschaften und ambulant betreuten Wohnangeboten des Vereins entstanden. Durch die abgetrennten Wohnungen bietet das Projekt den Bewohner:innen mehr Privatsphäre. Gleichzeitig bieten die Gemeinschaftsbereiche aber auch einen Begegnungsraum. Jede:r Bewohner:in kann daher für sich wählen, wie viel Begegnung und Unterstützung gerade gewünscht ist.

Wer wohnt im Projekt? Und wie haben sich die Bewohnerinnen und Bewohner gefunden?
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Das Projekt wurde vom Verein Gemeinsam Leben Lernen e.V. beworben. Es gab unter anderem eine öffentliche Infoveranstaltung und eine Projektgruppe, in der interessierte Bewohner:innen aus den WGs des Vereins an der Planung des Hauses beteiligt wurden. Interessierte wurden vom Verein angesprochen, man konnte sich aber auch beim Verein für eine Wohnung anmelden.

Wie haben Sie den Wohnraum gefunden bzw. entwickelt und finanziert?
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Das Mehrfamilienhaus wurde von einer privaten Familie erbaut und dem Verein zur Verfügung gestellt. Der Wohnraum wurde an die Anforderungen der Zielgruppe angepasst. Der Verein ist Hauptmieter des Hauses und vermietet an die Bewohner:innen unter.

Wie ist die Assistenz / Pflege der Bewohnerinnen und Bewohner mit Behinderung geregelt?
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Die Assistenz wird von Bewohner:innen ohne Unterstützungsbedarf übernommen, die dafür eine Mietreduzierung erhalten, als auch von zwei externen Kräften (davon eine sozialpädagogische Fachkraft). Jede Partei der Bewohner:innen ohne Behinderung übernimmt Aufgaben und verpflichtet sich circa drei Mal pro Monat an einem Tag unter der Woche vom Feierabend bis zum nächsten Morgen sowie alle sechs Wochen an einem Wochenende vor Ort zu sein und mitzuhelfen. Zu den Kernzeiten ist eine der externen Kräfte anwesend. Unterstützung erhält die Hausgemeinschaft auch durch eine Reinigungskraft, welche die Gemeinschaftsflächen zweimal wöchentlich putzt. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Dienste wie Fußpflege, haushaltsnahe Hilfen und einen Pflegedienst in Anspruch zu nehmen.

Wie wird die Assistenz finanziert?
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Die Assistenz wird hauptsächlich über Leistungen der Eingliederungshilfe finanziert, für die der Träger eine Leistungs- und Vergütungsvereinbarung mit dem zuständigen Kostenträger abgeschlossen hat. Auch werden die individuellen Ansprüche der pflegebedürftigen Bewohner:innen gegenüber der Pflegekasse (Pflegegeld, Wohngruppenzuschlag) hinzugezogen.

Wie ist das Projekt rechtlich aufgebaut?
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Gemeinsam Leben Lernen e.V. ist Hauptmieter des Hauses. Mit allen Bewohner:innen werden Untermietverträge abgeschlossen. Die Vermietung des Wohnraums ist an die Vereinbarung über ihre Mitarbeit gegen Mietreduzierung gekoppelt (Werkwohnung). Die Bewohner:innen mit Unterstützungsbedarf haben einen Betreuungsvertrag mit dem Verein abgeschlossen.

Mit welchen Partnern arbeiten Sie zusammen?
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Partner sind der Bezirk Oberbayern (Kostenträger), Aktion Mensch (Förderung von Teilen der Ausstattung und der Sozialraumerschließung) und die Vermieter des Hauses.

 

Welche Tipps können Sie anderen geben, die ein Projekt wie Ihres umsetzen wollen?
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Denken Sie personenzentriert und beziehen Sie interessierte Personen mit und ohne Unterstützungsbedarf bei der Planung mit ein. Versuchen Sie die Bedürfnisse an den Wohnraum mitzudenken und bei der Planung mit einfließen zu lassen (Gästezimmer, Wasch- und Trockenraum, Garderobe, Stauraum für Kinderwägen, Fahrräder, etc.). Vernetzen Sie sich mit anderen Interessierten und nutzen Sie ihre Netzwerke (z.B. bei der Immobiliensuche, Klärung der Finanzierung, Gruppenfindung, Sicherstellung der Assistenz).

Was ist ihr schönstes Erlebnis im Zusammenhang mit dem Projekt?
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Obwohl es die Haus- und Hofgemeinschaft noch nicht so lange gibt, gab es schon viele schöne Momente zusammen. Ganz besonders gerne denke ich an einen Abend zurück, bei dem wir gemeinsam mit unseren Nachbarn um unsere Feuerschale saßen und gemeinsam Stockbrot gegessen haben.