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Das Haus der inklusiven WG Köln
Das Haus der inklusiven WG Köln

Das Hausprojekt vonInklusiv Wohnen Köln e.V.

Inklusion für Menschen mit komplexem Unterstützungsbedarf

Autorin: Christiane Strohecker

Im inklusiven Haus in Köln leben Menschen mit Behinderung zusammen mit Studierenden und vielen anderen, die in Gemeinschaft leben möchten. Das Haus befindet sich mitten in einem vielfältigen Stadtviertel im Kölner Süden. Die Menschen mit Behinderung leben nach ihren individuellen Bedürfnissen in einer lebendigen Gemeinschaft, unter anderem in inklusiven Wohngemeinschaften. Die Studierenden finden attraktive Wohnmöglichkeiten und können wertvolle Erfahrungen sammeln. Sie arbeiten zudem stundenweise als Assistenten in den WGs, nach dem Prinzip „Wohnen für Hilfe“.

Das Besondere am inklusiven Haus ist, dass auch Menschen mit schweren Behinderungen und sehr hohem Unterstützungsbedarf hier ambulant betreut leben können. Es gibt eine Nachtwache im Haus und rund um die Uhr Fachkräfte.

Das inklusive Haus in Köln ist eine klassische Elterninitiative. Das Projekt wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Innovationspreis Behindertenhilfe der Stadt Köln (1. Platz) und dem Klaus-Novy-Preis (2. Platz). Der Verein inklusiv wohnen Köln e.V. ist heute Betreuungsanbieter im Haus und Kooperationspartner von WOHN:SINN, im inklusiven Haus befindet sich die WOHN:SINN-Regionalstelle West, geleitet von Christiane Strohecker.

Fernsehbeitrag zum einjährigen Bestehen

Die wichtigsten Fakten im Überblick

Träger und Partner

Projektentwicklung und Assistenzdienst: inklusiv wohnen Köln e.V.

Investor, Eigentümer und Vermieter: GAG Immobilien AG

Architektur: Architekturbüro Pacher, Dormagen

Ort

Köln-Sürth

Entwicklungszeitraum

Planungsbeginn: 2013

Fertigstellung und Bezug: Oktober 2017

Bewohnerschaft

Im inklusiven Haus wohnen ca. 30 Bewohnerinnen und Bewohner, darunter auch Menschen mit komplexem Unterstützungsbedarf. Es gibt vier Appartements und zwei inklusive Wohngemeinschaften für Studierende und Menschen mit Behinderung sowie fünf Appartements für Familien, ältere Menschen oder Alleinerziehende.

Wohnraum

Ende 2014 erwarb der Kooperationspartner GAG Immobilien AG für das Projekt ein ca. 1.300 m² großes Grundstück auf dem Sürther Feld in Köln-Rodenkirchen. Das Haus hat eine Wohn-Nutzfläche von circa 1.400m², die sich über vier Etagen erstreckt.

  • Kellergeschoss: Tiefgarage mit Stellplätzen, Fahrradstellplätze, Kellerräume.
  • Erdgeschoss: 1- und 2-Personen-Appartements im geförderten Wohnungsbau sowie ein Gemeinschaftsraum, der allen Bewohnern und dem Quartier zur Verfügung steht.
  • 1. Obergeschoss: eine selbstverwaltete Gruppenwohnung für fünf Menschen mit Behinderung und vier Studierende.
  • 2. Obergeschoss: eine selbstverwaltete Gruppenwohnung für fünf Menschen mit Behinderung und vier Studierende.
  • 3. Obergeschoss: vier frei finanzierte Wohnungen.

Besonderheiten

Durch eine Nachtwache ist gewährleistet, dass auch Menschen mit nächtlichem Unterstützungsbedarf im Haus wohnen können.

Fragen und Antworten

Wie ist das Projekt entstanden?
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Inklusiv wohnen Köln e.V. ist eine klassische Elterninitiative: 2013 haben sich vier Familien darüber Gedanken gemacht, wie ihre Kinder als Erwachsene leben könnten. Die Kinder haben eine Behinderung und brauchen regelmäßig Unterstützung, einige sind sogar rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen. Die Eltern wünschten sich, dass ihre Kinder in einem lebendigen Umfeld wohnen, möglichst in der Nähe ihrer Freunde und Familie, und dass Studierende eine tragende Rolle spielen. Ein wichtiger Grund für die Gründung des Projektes war zudem, dass es in Köln kaum Wohnplätze für Menschen mit höherem Hilfebedarf gibt.

Wer wohnt im Projekt? Und wie haben sich die Bewohnerinnen und Bewohner gefunden?
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Im inklusiven Haus leben 12 Menschen mit Hilfebedarf, einige davon sind die Kinder der Gründerinnen und Gründer. Während der Bauphase berichtete die Presse viel über das Projekt. Der Verein freute sich über zahlreiche Bewerber für die freien Zimmer und konnte etwa 1 Jahr vor dem Einzug aus einer langen Warteliste die weiteren Bewohner mit Behinderung auswählen.

Daneben wohnen 10 Studierende und 10 andere Menschen im inklusiven Haus. Sie wurden erst etwa drei Monate vor dem Projekt-Start über Online-Anzeigen gesucht und ebenfalls vom Verein ausgewählt. Auch hier gab es viele Anfragen.

Mittlerweile wählen die WGs ihre neuen Mitbewohnerinnen oder Mitbewohner selbst aus, der Verein unterstützt nur noch bei Bedarf und hat ein Vetorecht.

Wie haben Sie den Wohnraum gefunden bzw. entwickelt und finanziert?
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Projektpartner ist ein städtisches Wohnungsbauunternehmen, die GAG Immobilien AG. Sie kaufte das Grundstück, baute das inklusive Haus in enger Abstimmung mit dem Verein und ist heute Vermieterin. Die meisten Mieter der Appartements und die Wohngemeinschaft mieten ihre Wohnungen direkt bei der GAG. Der Verein unterstützt lediglich auf Wunsch bei der Verwaltung.

Wie ist die Assistenz / Pflege der Bewohnerinnen und Bewohner mit Behinderung geregelt?
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Inklusiv wohnen Köln e.V. hat die Rolle des Trägers angenommen: Der Verein ist ambulanter Anbieter von Assistenz, päd. Fachleistungsstunden (qualifizierter Assistenz), Pflege und der Nachtwache. Hierfür haben wir zahlreiche Mitarbeitende eingestellt. Zudem haben die Studierenden stundenweise Dienste in ihrer WG und leben nach dem Prinzip „Wohnen für Hilfeleistungen“ im Projekt.

Unsere Fachkräfte sind vielfach Heilerziehungspfleger:innen, sie integrieren die Pflege in den Tagesablauf. Wir arbeiten nicht mit einem externen Pflegedienst zusammen.

Alle Bewohnerinnen und Bewohner erhalten das persönliche Budget. Die Pflegeleistungen werden über das Pflegegeld abgerechnet.

Mit welchen Partnern arbeiten Sie zusammen?
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Der Verein ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband, der auch die Lohn- und Gehaltsbauchhaltung übernimmt. Zudem ist er Mitglied im BVKM und LVKM NRW. Ein wichtiger Partner ist natürlich auch WOHN:SINN, die Fachkräfte nutzen beispielsweise die Möglichkeit des kollegialen Austauschs.

Welche Tipps können Sie anderen geben, die ein Projekt wie Ihres umsetzen wollen?
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Es lohnt sich, ins kalte Wasser zu springen – nur Mut!

Was war Ihr schönstes Erlebnis im Zusammenhang mit dem Projekt?
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Mein persönlich schönstes Erlebnis war der erste Tag, an dem ich meine Tochter in ihrer WG das erste Mal besucht habe. Zu wissen, dass sie in ihrem eigenen Zuhause angekommen ist, und dass sie so leben kann, wie wir es uns immer gewünscht haben, das ist großartig.

Gibt es etwas, das Sie beim nächsten Mal anders machen würden?
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Natürlich würden wir das eine oder andere heute anders machen. Insbesondere fand ich die ersten Monate schwierig, da das Haus noch nicht ganz fertig war. Es fühlte sich für die Bewohner:innen und Fachkräfte an wie das Leben auf einer Großbaustelle. Mein Tipp wäre, einen Puffer einzuplanen und lieber zwei oder drei Monate nach der geplanten „Fertigstellung“ in einen Neubau einzuziehen.