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Drei junge Frauen stehen vor einer Wand. Sie halten selbstgebastelte Schilder mit "Inklusion" und "Selbstbestimmung" in der Hand. An der Wand weitere Schlagworte wie "Ort des Zusammenlebens".
Drei junge Frauen stehen vor einer Wand. Sie halten selbstgebastelte Schilder mit "Inklusion" und "Selbstbestimmung" in der Hand. An der Wand weitere Schlagworte wie "Ort des Zusammenlebens".

Gründungsleitfaden

Gleichgesinnte finden

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Die Entscheidung steht fest: Sie möchten in eine inklusive Wohnform ziehen bzw. eine inklusive Wohnform gründen. Doch wie und wo finden Sie Mitstreiter:innen? Wie finden Sie heraus, ob Sie zueinander passen? Passen auch die potentiellen Bewohner:innen zueinander? Werden Sie gut miteinander planen und wohnen können?

Wichtig ist, dass sich alle Beteiligten genügend Zeit nehmen, um sich kennenzulernen und ihre Vorstellungen einer inklusiven Wohnform besprechen. Tauschen Sie sich zu Ihren Wünschen aus und schauen Sie, ob die Vorstellungen der Anderen zu Ihren Vorstellungen und Wünschen passen.

Auf dem Weg zur inklusiven Wohnform wird sich die Gruppe von Interessierten wahrscheinlich immer wieder verändern. Es kommen Menschen dazu und es verlassen Menschen die Gruppe wieder. Am Ende des Prozesses bildet sich eine feste Gruppe, die sogenannte Kerngruppe, die gemeinsam die inklusive Wohnform gründet. Im Artikel finden Sie wertvolle Informationen über den Prozess der Gruppenbildung. 

Vom Einzelkämpfer zur Gruppe: die eigenen Wohnwünsche kennenlernen

Jeder Mensch hat Wünsche, wie er leben möchte. Bei der Gründung einer gemeinschaftlichen Wohnform sollte deshalb von Anfang an über die individuellen Wünsche aller Beteiligten gesprochen werden. Hierzu ist es wichtig, dass sich jeder erst einmal selbst intensiv mit dem Thema beschäftigt und seine eigenen Wünsche festschreibt. Zu Beginn geht es darum, was einem wichtig ist. Und natürlich auch, was den Eltern des Kindes mit Behinderung wichtig ist. Leitfragen können sein:

  • Wie möchte ich wohnen?  
  • Mit wem möchte ich wohnen?
  • Was ist mir wichtig beim Wohnen?
  • Was möchte ich auf keinen Fall beim Wohnen?
  • Wo möchte ich wohnen?

Eine gute Methode, sich mit den eigenen anstehenden Veränderungen auseinanderzusetzen, ist die persönliche Zukunftsplanung

Alle oben genannten Fragen sollten sich genauso die Eltern stellen: Was wünsche ich mir für mein Kind in Bezug auf das Thema Wohnen? Wie soll mein Kind leben nach dem Auszug aus der Herkunftsfamilie? Wo soll es leben? Wie eng möchte ich es weiterhin begleiten?

Setzen sie sich am besten gemeinsam mit dem Thema auseinander. Sie können sich dabei auch Hilfe bei den bei ihnen ansässigen Beratungsstellen holen. 

Inklusive Wohnformen kennenlernen 

Die Vorstellung, nicht mehr im eigenen Elternhaus zu leben, ist sehr abstrakt - nicht nur für die Kinder. Auch den Eltern fällt es schwer sich vorzustellen, wie es sein wird, wenn ihr Kind nicht mehr zu Hause wohnt. Holen Sie sich Informationen zum Thema inklusive Wohnformen ein. Eine gute Möglichkeit ist, sich Filme anzuschauen. Viele Wohngemeinschaften haben schon Filme über das Leben in der Wohngemeinschaft gedreht.

Einige Träger der Behindertenhilfe bieten Kurse an, um das Wohnen außerhalb des Elternhauses erlebbar zu machen, sie werden oft „Wohnschule“ genannt. Ein Beispiel ist der Kurs von “Gemeinsam wohnen Berlin e.V.” Hier haben junge Menschen mit Assistenzbedarf die Möglichkeit, sich vor dem Auszug aus ihren Ursprungsfamilien mit ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen zum Thema Wohnen auseinanderzusetzen. 

> Mehr dazu im Artikel "Inklusives Wohnen kennenlernen"

Wo lerne ich Gleichgesinnte kennen?

Sie haben sich intensiv mit den eigenen Wohnwünschen beschäftigt und wissen nun, was Sie sich wünschen. Auch als Eltern haben Sie sich mit dem Auszug ihres Kindes beschäftigt und wissen, was Sie sich für ihr Kind wünschen. 

Nun stellt sich die nächste Frage: Wo finden Sie Gleichgesinnte, die gemeinsam mit Ihnen ein inklusives Wohnprojekt gründen möchten? Oder wo gibt es bereits eine Gruppe, die sich mit der Planung eines Wohnprojektes befasst – und zu der sie dazugehören könnten? 

Hier können Sie Gleichgesinnte beispielsweise kennenlernen: 

  • Tragen Sie sich in unsere Übersichtskarte ein
  • Wohnvorbereitungsgruppen / Wohnschulen in Ihrer Region 
  • Besuchen oder gründen Sie einen Stammtisch „inklusiv wohnen“
  • Nehmen Sie an Reisen für Menschen mit Hilfebedarf teil
  • Werden Sie Mitglied bei WOHN:SINN und treffen Sie Gleichgesinnte beim Mitgliederwochenende oder den Regionalstammtischen, tragen Sie sich auf der „WOHN:SINN-Karte“ ein
  • Fragen Sie bei regionalen Beratungsstellen nach (KoKoBes, EUTBs) 

Passt die (Kern-) Gruppe zu mir?

Sie können selbst eine Gruppe gründen – oder noch einfacher – eine finden, die gut zu den eigenen Vorstellungen passt. Vielleicht gibt es ja in der Nähe eine Gruppe, die etwas Interessantes plant? 

Finden Sie heraus, ob diese sogenannte Kern-Gruppe zu Ihnen passt. Eine Kerngruppe besteht nach unserer Definition aus Personen, die einen konkreten Wohnwunsch haben und sich auf den Weg machen, gemeinsam ein inklusives Wohnprojekt zu gründen. 

In der Regel besteht so eine Kerngruppe aus Menschen mit Behinderung, Eltern/Angehörigen, Menschen ohne Behinderung, eventuell Professionellen und Multiplikatoren. Die Mitglieder dieser festen Gruppe haben sich bereits intensiv mit dem Thema Auszug beschäftigt und diskutieren bei den Treffen die Gestaltung des geplanten Projektes. Immer wieder kommen zu einer Kerngruppe „Neue“ hinzu, die sich die Ideen anschauen und überlegen, ob die Gruppe passend ist. So, wie vielleicht auch Sie. Finden sie heraus, ob Sie die gleichen Wünsche des Wohnens haben – und ob Sie zu der Gruppe passen. 

Auch wenn Sie eine eigene Gruppe gründen, sollten sich alle Interessierten einige wesentliche Fragen stellen. Kernfragen sind hierbei: 

  • Was ist mir wichtig beim Wohnen? Was ist mir wichtig für mein Kind?
  • Was kann ich / mein Kind - und wo benötige ich / mein Kind Unterstützung? Kann das geplante Projekt diese Unterstützung leisten? 
  • Haben Sie die gleiche Vision einer inklusiven Wohnform?
  • Was sind Sie bereit einzubringen? Wieviel Zeit möchten Sie investieren? Passt das zu den Wünschen und Vorstellungen der Gruppe?

Sinnvoll ist, wenn Sie neben den Gruppentreffen auch gemeinsame Freizeit-Aktivitäten unternehmen, um sich besser kennenzulernen. Lassen Sie die Menschen mit Behinderung sich auch alleine, mit eventueller Assistenz treffen. Bewährt haben sich Bowling spielen, Wanderungen, ein Picknick im Park oder ähnliche Unternehmungen. 

Sie können auch gemeinsam mal ein Wochenende verbringen. Gerade für Menschen mit Behinderung ist es eine gute Möglichkeit sich besser kennenzulernen und zu testen, wie es wäre, zusammen zu wohnen.

Die gemeinsame Arbeit in der Gruppe und die gemeinsam verbrachte Zeit sorgen dafür, dass Sie Fragen zusammen beantwortet und sich so gemeinsame Ziele erarbeiten und Verbindlichkeiten schaffen. Am Ende des Gruppenbildungsprozesses soll ein WIR erzeugt sein.

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